Das Mittelmeer brennt.

 

 

 

  Als ich dieser Tage meinen Urlaub an der deutschen Nordseeküste verbrachte, meldeten die Medien heftige Brände in verschiedenen Mittelmeerländern. Sie bedauerten die Urlauber, die ihre Hotels verlassen mussten und in Notunterkünften die restlichen Urlaubstage verbrachten. Wenige Worte nur galten den Einheimischen, die nicht selten all ihr Hab und Gut verloren. Aber meine Miturlauber und ich genossen um so mehr das kühle wechselhafte Küstenwetter.

 

 

 

  Natürlich können Meere nicht brennen, es sei denn Schiffe geraten in Brand und ein Teppich aus brennendem Schweröl breitet sich aus, wie es bei dem in der Nordsee in Brand geratenen Autotransportschiff hoffentlich noch verhindert werden kann. Trotzdem brennt das Mittelmeer, und zwar im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

  Täglich kommen dort Menschen ums Leben, weil sie sich von einem Leben in Europa Glück und Wohlstand erhoffen und sich Schleppern anvertrauen, die sie für viel Geld auf seeuntauglichen Kähnen auf die See hinaus schicken. Und das eigentlich nur, weil die EU es in den vielen Jahren, die diese Migration nun schon andauert, nicht geschafft hat, eine verbindliche Regelung für die geordnete legale Zuwanderung nach Europa zu treffen, die den unsäglichen Menschenexporteuren das Handwerk legt.

  Dann brennen jetzt tatsächlich auch die Wälder in Italien, Griechenland und anderen Anrainerländern. Eine extreme Hitzewelle mit Temperaturen über 40 Grad hat die Vegetation in Zunder verwandelt, bei dem schon ein kleiner Funke genügt, dass es brennt. Betroffen sind in erster Linie die dort lebenden Menschen, deren Lebensgrundlagen vernichtet werden. Betroffen sind auch die Touristen, die nach Corona von überall her zu den Sonnenstränden geflogen sind und nun Glück haben, dass sie mit dem Leben davon gekommen sind. Was andere Urlauber offenbar nicht hindert, sich sogar noch während es brennt in den Flieger zu setzen, um den wohlverdienten Urlaub am schönen Mittelmeer zu verbringen.

  Dass Menschen ihre Heimat verlassen, um anderswo ein besseres Leben zu finden, ist nichts Neues. Politische Unterdrückung, gesellschaftliche Ächtung, kriegerische Auseinandersetzungen und mangelnde wirtschaftliche Perspektiven gab und gibt es in verschiedenen Teilen der Welt immer wieder. Gerade in Afrika, woher die meisten Mittelmeerflüchtlinge kommen, haben die imperialistische Ausbeutung durch europäische Kolonialherren unnd deren Fortsetzung durch den internationalen Handel in vielen Ländern Verhältnisse geschaffen, die zusammen mit einem nahezu unbegrenzten Bevölkerungswachstum die lokalen Lebensperspektiven vieler Menschen drastisch einschränken. Viele Familien scheinen keinen anderen Ausweg zu sehen, als ihre Söhne nach Europa zu schicken, von wo die Medien ihnen den Eindruck von grenzenlosen wirtschaftlichen Möglichkeiten vermitteln.

  Nun aber kommt der Klimawandel hinzu. Er hat dazu geführt, dass es in vielen afrikanischen Ländern fast nicht mehr regnet. In anderen Regionen kommt es immer wieder zu Starkregen und Überschwemmungen.  Meeres-Flutwellen und Erosionen richten schwere Schäden an.  Menschen, die bisher als Fischer, Handwerker oder Kleinbauern ihr Auskommen hatten, verlieren ihre natürlichen Lebensgrundlagen. Dabei haben sie durch ihre Lebensweise überhaupt nicht dazu beigetragen, dass die natürlichen Funktionszusammenhänge der Erde aus dem Gleichgewicht geraten sind. Verantwortlich dafür sind vor allem die reichen Industrieländer und in ihnen die reichen und superreichen Menschen.

  Dass auch für die Brände der Klimawandel und andere menschliche Umgestaltungen der Natur ursächlich sind, sollte niemanden verwundern. Zwar ist die Natur der Mittelmeerregion seit langem hitzeangepasst und Brände gehören durchaus dazu, Aber die Lage hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Das liegt einerseits daran, dass Böden und Vegetation schnell austrocknen und Brände befördern. Zudem beobachtet man eine Kombination von andauernder Trockenheit und Hitze, die die sog. „heiße Dürre“, die ebenfalls Brände verursachen kann.

Ein weiterer Grund ist die veränderte Landnutzung infolge einer anhaltenden Landflucht insbesondere in den europäischen Anrainerländern. Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts bestand die Landschaft weithin aus Ackerflächen, Weiden und genutzten Baumbeständen. Heute erstrecken sich dort ausgedehnte junge Wälder, in denen sich Brände viel besser ausbreiten können. Viele der früher als Weideflächen genutzten Wälder wachsen mit Büschen zu. Dadurch gibt es mehr Futter für Brände und die Gebiete werden trockener, weil mehr Wasser verdunstet, ideale Bedingungen für ausgedehnte Waldbrände.

  Und wir? Als wohlhabende Menschen leben wir ökologisch auf großem Fuß und damit weder nachhaltig noch klimafreundlich. Und als Touristen nutzen wir die billigen Flugpreise, um mit dem Flieger in genau die Gebiete zu reisen, die aktuell gerade brennen. Das hat nicht nur dort die Umstellung von Landwirtschaft auf Tourismus befördert und damit die Menschen zur Aufgabe ihrer seitherigen Lebensweise veranlasst. Unser materieller Wohlstand, der z.B. den Erderschöpfungstag im Kalender immer weiter nach vorn rücken lässt, ist als weitere Ursache für die Brände des Mittelmeers anzusehen. Eigentlich nicht ganz zu Unrecht spüren wir nun als Mittelmeerurlauber zumindest einen Teil der Folgen.

  Aber wir Bürger sollten die Schuld nicht immer nur bei uns Einzelnen suchen. Denn die Urlaubsflüge sind vor allem deshalb so billig und damit reizvoll, weil die Fluggesellschaften in erheblichem Umfang staatlich subventioniert werden. Der Urlaub im eigenen Land ist daher für viele Menschen kaum mehr bezahlbar. Und die Verkehrsmittel Bahn und Auto sind immer unattraktiver geworden, weil vor allem die Bahn seit Jahren vernachlässigt wird unnd auch weil die Ferienregelungen der verschiedenen Bundesländer immer wieder zu „Chaostagen“ auf den Straßen und Schienen führen. Hier ist die Politik gefragt, Bedingungen zu schaffen, die den Menschen ein nachhaltiges Verhalten auch in Urlaubszeiten ermöglichen und sie nicht dafür bestrafen.

 Was sich darüber hinaus an politischen Möglichkeiten anbietet, Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu fördern, hat das Global Footprint Network kürzlich zusammengetragen. Allein die wichtigsten sechs haben das Potential, den Erderschöpfungstag um über 200 Tage nach hinten zu schieben. Der Katalog der dort aufgelisteten100 Handlungsmöglichkeiten sei den gewählten politischen Verantwortungsträgern zur Lektüre empfohlen.  Die Brände sind vermeidbar!