
Seit der Inthronisierung von Donald Trump als US-Präsident beherrscht dieser Mann die Medien in aller Welt. Ich habe im letzten Blog-Beitrag versprochen, mich mit ihm nicht mehr zu beschäftigen und will mich auch daran halten. Ein Phänomen aus seinem Dunstkreis beschäftigt mich aber doch: die Tech-Milliardäre, die ziemlich plötzlich in stattlicher Zahl zu seinen „Freunden“ geworden sind. Ich will einen Blick auf ihr Verhältnis zur Umweltproblematik werfen. Denn sie haben enorme wirtschaftliche und politische Macht. Wenn sie vorangehen würden bei der Lösung der diversen ökologischen Probleme, wäre endlich genug Geld da, um spürbar gegenzusteuern.
Auf der ganzen Welt gibt es aktuell knapp 2.800 Menschen, deren Vermögen eine Milliarde Dollar oder mehr beträgt. (Nur zur Erinnerung 1Milliarde sind tausend Millionen und damit das ca. zehntausendfache des Durchschnittsvermögens eines deutschen Haushalts). Angeführt wird die illustre Schar von Elon Musk (Tesla, SpaceX, X, 406Mrd.), Jeff Bezos (Amazon, Blue Origin, 224) und Mark Zuckerberg (Facebook, What’sApp, Instagram, 221). Auf den Rängen folgen Larry Ellison (Oracle,196), Larry Page (Google,132), Steve Ballmer (Microsoft,130), Sergey Brin (Google,126) und Bill Gates (Microsoft, 118). Deutlich dahinter platziert, aber offenbar politisch nicht weniger einflussreich ist Schattenmann Peter Thiel (Paypal, Palantir) mit knapp 19 Mrd. All den genannten Männern – es sind natürlich alles Männer –gemeinsam ist, dass sie ihr Vermögen vor allem mit US-Internet-Digital-Tech-Unternehmen gemacht haben und zum großen Teil weiter darin aktiv sind.
Eigentlich starte ich in einen Text nicht gern mit der Bekanntgabe des Ergebnisses, auf das ich am Ende hinaus will, aber hier geht es gar nicht anders. Denn es ist allzu offensichtlich, dass weder die genannten Milliardäre noch ihre Kollegen aus den anderen Branchen vorangehen bei der Bekämpfung des Klimawandels, des Artensterbens, der Ressourcenkrise oder der Vergiftung der Welt. Auch der Philanthrop Bill Gates nicht, der wie andere Superreiche, z.B. auch Larry Ellison bis zu seinem Ableben 95% seines Vermögens für karitative Zwecke spenden will. Genau das Gegenteil tun sie: Sie sind wesentlich mehr als die mächtigsten Politiker und erst recht als alle übrigen Normalos aus dem globalen Norden oder gar die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung für die Probleme verantwortlich und daran beteiligt, dass es künftig noch schlimmer werden wird als bisher. Nun folgt die Begründung, manchmal leider unvermeidlich in allzu zugespitzt scheinenden Formulierungen.
Beginnen wir mit dem persönlichen Lebenswandel der Herren und ihrer Damen. Wie BUNTE-Leser natürlich wissen, Jeff Bezos heiratet demnächst und wird dazu ein rauschendes Fest in Venedig feiern. Originalton BUNTE: „Das Brautpaar lässt sich zunächst auf seiner Luxusjacht "Koru" trauen, bevor weitere Programmpunkte der Superlative folgen. Dann wird die komplett gemietete Wassertaxiflotte die Gäste über den Canale Grande von Cocktail zu Cocktail gondeln. Zur Erholung geht es in eines der Nobelhotels "Aman Venice" oder "Gritti Palace", die für den Zeitraum der Mega-Sause schon komplett ausgebucht sind.“ Das wird ohne Zweifel teuer, aber das ist unerheblich. Allerdings hat der Bräutigam aus seiner letzten Scheidung gelernt, die ihn 38 Mrd. $ kostete und laut BILD seiner zukünftigen Frau einen „knallharten“ Ehevertrag präsentiert, der sie vom Zugriff auf sein Vermögen ausschließt. Genug Klatsch.
Diese Glamour-Hochzeit ist nur ein Beleg für den riesigen ökologischen Fußabdruck, den alle, nicht nur Tech-Milliardäre durch ihren Lebenswandel haben. Weil Geld für sie überhaupt keine Rolle spielt, machen sie Sachen, die dem Klima schaden, offenbar ohne das überhaupt zur Kenntnis zu nehmen: sie fliegen mal eben in den Weltraum. Sie haben in der Regel mehr als einen nicht allzu kleinen Wohnsitz, oft ohne sich länger dort aufzuhalten. Gründe dafür sind u.a. Steuervorteile, Sicherheits- und Unbehelligkeits-Phantasien. Ihre Mobilität ist riesig, entsprechende Verkehrsmittel stets verfügbar. In 90 Minuten ist der CO2-Ausstoß durch Privatjets, Investitionen und Yachten der 50 reichsten Milliardäre so hoch wie die Emissionen eines Normalos aus dem globalen Norden in seinem ganzen Leben. Laut Oxfam pusten allein die zwei Privatjets von Elon Musk im Jahr rund 5.500 to CO2 aus. Für die gleiche Menge bräuchte ein Mensch aus dem globalen Süden mehr als 5.000 Jahre. Auch das übrige Konsumverhalten nicht nur dieser Milliardäre hat mit Nachhaltigkeitsüberlegungen eher wenig zu tun.
Mindestens ebenso problematisch wie das private Verhalten der Milliardäre sind ihre geschäftlichen Aktivitäten. Sie haben es nicht nur geschafft, weltweit führende Tech-Unternehmen aufzubauen, die zumindest Quasi-Monopole innehaben und damit vielfach mächtiger sind als Staaten, die bis auf autokratische Regime wie China, Russland etc. bisher noch nicht einmal eine wirksame gesetzliche Regulierung des Internets zuwege gebracht haben. Die Tech-Konzerne haben ein gigantisches Wirtschaftswachstum initiiert, das alle anderen Branchen in den Schatten stellt. Dennoch zahlen sie keine oder allenfalls sehr geringe Steuern, weil sie ihre Firmensitze global so streuen, dass sie ihre Gewinne dort verbuchen, wo die Steuerlast am geringsten ist.
O.k. könnte man sagen, sie sind eben wirtschaftlich erfolgreich, so what, wohl neidisch? Wenn dieser wirtschaftliche Erfolg neben dem „Verzicht“ auf Steuerzahlungen nicht noch weitere massenhafte soziale und ökologische Kollateralschäden hervorbringen würde.
Tatsächlich haben Windows, Google, Meta und Co. weltweit die Verhaltensweisen und sozialen Beziehungen der Menschen sehr zu ihrem Nachteil verändert. Undurchschaubare Algorithmen lenken die Kommunikation auf Plattformen wie Google, YouTube, Facebook, Instagram und Twitter (X) so, dass Hass, Verleumdungen, Fake-News und andere Negativ-Posts bevorzugt verbreitet werden. Außerdem sind die Grundüberzeugungen der Nutzer für die Algorithmen auf Grund ihrer Suchanfragen und eigenen Posts ein offenes Buch. So verstärken und vergiften sie die Kommunikation, indem sie den Nutzern bevorzugt andere Posts anbieten, die deren Vorurteile bestätigen, statt mit Faktenchecks zu offener Diskussion anzuregen. Abgesehen davon treiben Kinderschänder, Vergewaltiger und andere Schwerstkriminelle ihr Unwesen im Netz und profitieren von dessen Anonymität und Unkontrolliertheit, und das alles unter dem Vorwand der Unantastbarkeit der freien Rede. Weil in Europa zumindest Versuche unternommen werden, allgemein anerkannte Regeln der zwischenmenschlichen Kommunikation auch im Netz durchzusetzen und Verstöße endlich zu sanktionieren, gilt das den Tech-Größen ebenso wie dem US-Vizepräsidenten J.D. Vance als Angriff auf die Redefreiheit, als Zensur.
Die Omnipräsenz von Handys, Tabletts und Laptops verführt eine wachsende Zahl vor allem junger Menschen zu übermäßiger Nutzung dieser Geräte, zur zunehmenden sozialen Isolation bis hin zur Internet-Sucht. Andererseits ist der Beruf der/s Influencer*In zu einem der begehrtesten überhaupt gewachsen und bewegt damit Menschen auf andere Art, sich und ihr Leben dem Internet-Auftritt total auszuliefern. Der Selfie-Tourismus führt zu massenhaften Reisen an Orte, die schöne Fotos und damit massenweise Likes bei Instagram versprechen, zum Leidwesen der Natur und der begehrten Zielorte. Nicht nur Mallorca, Venedig und Barcelona wehren sich bereits mehr oder weniger erfolgreich. Die Natur aber leidet, nicht nur durch die massenhaften Selfie-Ausflüge der Instagram-Pilger, sondern auch durch ihren Flugverkehr und andere Begleiterscheinungen des Massentourismus.
Die andere Kehrseite des Internets und seiner unvorstellbar häufigen Nutzung ist die ökologische. Das sind zum einen der gigantische Ressourcenverbrauch durch die Produktion der Hardware und zum anderen der enorme Stromverbrauch, den die digitale Welt verursacht.
Zum Verbrauch an stofflichen Ressourcen: In atemberaubender Geschwindigkeit wird die Hardware nicht nur von Handys neu entwickelt und mit immer wieder neuen Gimmicks an die Nutzerin und den Nutzer gebracht. Natürlich unter Mitwirkung der Tech-Konzerne. Microsoft verordnet die Verschrottung von Millionen Geräten, weil ältere Modelle, die mit Windows 10 laufen, nicht mehr für Windows 11 geeignet sind. Die Folgen: ein gigantischer Ressourcenverschleiß gerade auch von problematischen Rohstoffen wie Lithium und Seltenen Erden. Denn das Recycling dieser Stoffe ist sehr gering entwickelt, auch wenn sich Umweltorganisationen sehr darum bemühen.
Zum Stromverbrauch: Schon eine Studie aus 2014 hat erbracht, dass allein das Internet 2012 ganze 4,6 Prozent des weltweit genutzten elektrischen Stroms verbraucht hat. Damit nahm das Netz im Ländervergleich bereits vor über 12 Jahren Platz sechs hinter China, den USA, der EU, Indien und Japan ein. Und das dürfte seither erheblich mehr geworden sein. Obwohl schwer ermittelbar, eine einzige Google-Suchanfrage soll rund 0,3 Wattstunden „kosten“. Bei weltweit ca. 1 Mio. Suchanfragen pro Sekunde(!) sind das etwa 300 kWh – pro Sekunde. Zur Einordnung etwa 1.500 kWh verbraucht ein Einpersonen-Haushalt – im ganzen Jahr. Die Millionen Server, die rund um die Uhr laufen, brauchen Betriebs-Strom und Strom zur Kühlung, weil sie nur dann optimal funktionieren, wenn die Umgebungstemperatur 20-25 Grad nicht überschreitet.
Den meisten Strom verbraucht das immer beliebtere Videostreaming, zunehmend auch forciert von den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten: Pro Gigabyte Datenübertragung werden 0,06 kWh verbraucht. Für eine Stunde Netflix werden circa drei Gigabyte Daten übertragen – eine 30-Watt-Birne brennt mit dieser Strommenge etwa 6 Stunden. Nicht mitgerechnet sind dabei der Verbrauch vom Laptop, Computer oder Fernseher. Die Zerstörung der sozialen Kommunikation geht einher mit einer massiven Umweltzerstörung, zumindest solange die notwendige Energie überwiegend in fossilen Kraftwerken oder mit Atomkraft gewonnen wird. Solange die Profite stimmen, ist das den Tech-Milliardären gleichgültig.
Aber ganz so ist es nicht. Der amerikanische Medienwissenschaftler Douglas Rushkoff berichtet in einem Aufsatz für die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ über eine Zusammenkunft mit von ihm nicht näher benannten Tech-Milliardären, in dem deren Gedanken und Planungen für ihre persönliche Zukunft in einer von Klimawandel und sozialen Konflikten unbewohnbar gewordenen Welt ausgebreitet und diskutiert wurden. „Ihr extremer Reichtum und ihre privilegierte Position bestärkten sie in dem Wunsch, sich angesichts der sehr realen und allgegenwärtigen Bedrohung durch Klimawandel, Meeresspiegelanstieg, Massenmigration, globale Pandemien, einwanderungsfeindliche Politik und Ressourcenerschöpfung noch mehr von der übrigen Gesellschaft abzuschotten. In ihren Augen erfüllte die Technologie der Zukunft nur einen Zweck: Sie sollte ihnen helfen, vor dem Rest von uns zu fliehen. Früher überhäuften diese Leute die Welt mit abstrus optimistischen Businessplänen, die der menschlichen Gesellschaft großartigen technologischen Nutzen versprachen. Mittlerweile haben sie den technologischen Fortschritt auf ein Videospiel reduziert, bei dem einer von ihnen gewinnt, weil er den Notausstieg findet. Wer wird gewinnen? Bezos, der ins All umzieht? Thiel, der sich in seine Anlage in Neuseeland verkriecht? Zuckerberg, der im virtuellen Metaverse Zuflucht findet?“
Praktische Konsequenz: Die unfassbar reich gewordenen Tech-Giganten sahen und sehen die Apokalypse nicht zuletzt durch ihr eigenes Zutun auf die Welt zukommen und versuchen, ihr zu entkommen, indem sie in den entlegensten Regionen vermeintlich uneinnehmbare Bunker bauen, in die sie sich zurückziehen können und irgendwie überleben. Einer der ersten dieser Gruppe war der oben bereits erwähnte Peter Thiel, den es bereits zur ersten Amtszeit von Trump nach Neuseeland zog. Nüchtern betrachtet wird es ein Entkommen jedoch für Niemanden geben, allenfalls das Übersiedeln in Regionen, die etwas später drankommen. Dazu das folgende Schlusswort, mal nicht aus meiner eigenen Feder, sondern von dem Spiegel-Autor Christian Stöcker: „Die Vorstellung, dass man eine globale Katastrophe nicht am besten verhindert, sondern eine Position anstrebt, in der sie einen nicht so hart trifft wie die anderen, ist so egozentrisch wie dämlich. Aber auch eine absolut folgerichtige, apokalyptische Fortschreibung neoliberaler Ideologie. Ich, ich, ich, bis das Licht ausgeht. Die Reichen der Welt täten gut daran, lieber an der Rettung der Menschheit mitzuarbeiten – in ihrem eigenen Interesse.“ Sie tun leider das Gegenteil.