Sofort den Energieverbrauch senken und damit den Ukraine-Krieg so schnell wie möglich beenden!

 

  Was über 75 Jahre kaum jemand für möglich gehalten hatte, ist geschehen: Krieg in Europa. Seit einem Monat überfallen russische Truppen auf Befehl ihres Präsidenten die Ukraine. Ein blutiger Krieg vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Tausende sterben, Millionen flüchten. Es ist sogar vorstellbar, dass Russland Atomwaffen einsetzt oder ukrainische Atomkraftwerke in die Luft jagt. Die westliche Welt leistet Hilfe vor allem in Form wirtschaftlicher und politischer Sanktionen. Vor der letzten Konsequenz aber scheut die Politik zurück: Europa und Deutschland finanzieren weiterhin die russische Kriegsführung, indem sie für täglich Hunderte Millionen Euro Gas und Öl aus Russland importieren und neuerdings sogar auf Umwegen in Rubel bezahlen, wie Putin das verlangt. Ich denke, es ist unsere Pflicht, das so schnell wie möglich zu beenden. Soll es wirklich an unserer Bereitschaft scheitern, beherzt fossile Energie zu sparen? Hieße hier nicht, der Ukraine wirklich zu helfen, indem wir unseren fossilen Energieverbrauch schnell reduzieren und den Umstieg auf Erneuerbare zügig umsetzen?

  Nur zur Erinnerung: Der Klimawandel, der angesichts von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg zur Zeit in den Medien nahezu keine Rolle mehr spielt, macht es immer dringender, dass die Welt nicht nur aus der Nutzung fossiler Energieträger aussteigt, sondern auch Energie aus welchen Quellen auch immer einspart. Denn wenn wir unsere Energieversorgung komplett auf grüne Elektrizität umstellen wollen, dann wird absehbar zu wenig Energie zur Verfügung stehen, um damit ein „Weiter-So“ stemmen zu können. Erneuerbare ja, aber insgesamt weniger, das muss die Devise sein.

 Bisher hat es die deutsche Politik fahrlässiger Weise vermieden, den Bürgerinnen und Bürgern diese schlichte Wahrheit ehrlich zu verkünden. Alle Parteien haben im Bundestagswahlkampf 2021 das Thema „weniger“ umgangen.  Es schien, als hätten sie Angst, mit der Wahrheit ihre Wahlchancen aufs Spiel zu setzen. Und tatsächlich: Schaut man sich den Aufschrei an, der aus vielen Presseorganen erschallt angesichts der kriegsbedingten Benzin- und Gaspreissteigerungen, dann kann man schon den Eindruck bekommen, mit 40 Cent mehr für den Liter Sprit sei der Rubikon der Zumutbarkeit überschritten. Statt ehrlich zu sagen, dass dies der Weg sein wird, den wir unabhängig von der aktuellen Kriegssituation gehen müssen, wenn wir den Klimaschutz wirklich zuwege bringen wollen, übertreffen sich die Parteien in der Ankündigung von Entlastungsvorschlägen wie Spritgutscheinen und dergleichen. Der grüne Klimaschutzminister ergeht sich in Selbstlob über zukünftige „sichere“ Gasquellen bei den Scheichs und den Fracking-Spezialisten in den USA.

 Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie man spürbar Energie sparen kann durch kostenlose Sofortmaßnahmen und ein paar Verhaltensänderungen:

  •  · Tempolimit auf Autobahnen und Fernstraßen
  •  · Anpassung des persönlichen Fahrverhaltens (Fuß vom Gas)
  •  · Autofreie Wochenenden
  •  · Umstellung des Freizeitverkehrs auf Fuß, Rad und Bahn
  •  · Reduzierung der häuslichen Raumtemperatur auf 20 Grad
  •  · Duschen statt Baden und auch das nicht jeden Tag
  •  · Reduzierung der Internetnutzung
  • · Verzicht auf Flugreisen und Kreuzfahrten
  •  · Umweltbewusste Urlaubsgestaltung
  •  · Umstellung der Ernährung auf regionale und saisonale Produkte
  •  · Reduzierung des Verbrauchs tierischer Lebensmittel

  Der Katalog ist unvollständig und ja, er enthält auch die Aufforderung zum Verzicht. Aber was bitte wiegt so ein bisschen Verzicht angesichts des kriegsbedingten Massensterbens? Und jenseits des Kriegszusammenhangs: Was wiegt so ein bisschen Verzicht angesichts der klimabedingten Verwerfungen, die schon heute kaum mehr vermeidbar sein dürften: Überschwemmungen, Hitzeperioden, Unbewohnbarkeit ganzer Regionen …?

   Aber es sind nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, die zu Verhaltensänderungen und zum Verzicht aufgerufen sind. Denn den deutlich größten Energieverbrauch haben die Unternehmen der Stahlindustrie, der Papierindustrie, der chemischen Industrie usw. Auch hier wird es nicht allein mit der Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare getan sein. Auch hier ist weniger zwingend erforderlich. Sage mit niemand, das sei nicht möglich wegen der Arbeitsplätze und des Wohlstands, die nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften. Es heißt doch lediglich, die Produktionskapazitäten vorübergehend herunterzufahren, wie es z.B. kürzlich die Autoindustrie wegen des Chipmangels tun musste, vielleicht auf Kosten von ein paar Prozent Gewinn. Aber selbst mit einem halbierten Gewinn müssten die Unternehmerinnen und Unternehmer, denen die energieintensiven Fabriken gehören, nicht am Hungertuch nagen, selbst wenn sie ausnahmsweise einmal alle Arbeitsplätze bei reduzierter Arbeitszeit erhalten würden. Wegen der vermeintlichen Corona-Einbußen hat ihnen das staatliche Kurzarbeitergeld ja sogar zu vielfach höheren Gewinnen bei geringeren Umsätzen verholfen.

  Auch die Politik hat es bisher weitgehend vermieden, die notwendigen Schritte zur Reduktion des Energieverbrauchs einzuleiten. Sowohl der Emissionshandel als auch die CO2-Abgabe sind bisher weitgehend zahnlos geblieben. Stattdessen wurden Unternehmen von Energiekosten z.B. durch die sog. EEG-Umlage weitgehend befreit, selbst wenn sie nicht im internationalen Wettbewerb stehen. Energiesparen fördern hieße klimaschädliche Subventionen abschaffen, die Errichtung bürgernaher grüner Technik unbürokratisch fördern und nicht durch widersinnige gesetzliche Schranken behindern.

  Nun kann man lesen, der Verzicht auf russisches Gas und Öl würde kurzfristig nicht genug bringen, um den Kreml wirklich zu treffen und zur Beendigung des Krieges zu zwingen.  Dies zu beurteilen, fehlt es mir an Detailkenntnissen. Aber nur noch mehr Waffen in die Ukraine liefern, ist auch keine Lösung. Es verlängert die Zerstörung und das Sterben. Und selbst wenn der sofortige Einstieg ins Energiesparen die Kriegstreiber nicht wirklich beeinflusst, ist er auf jeden Fall richtig und nützlich.

   Wenn wir alle – Bürger*innen, Wirtschaft und Politik - wirklich wollen, kann der Boykott sofort beginnen und von uns gemeinsam getragen werden. Denn er hilft dabei, Ressourcen einzusparen und die Belastungen zu vermeiden, die unser Leben auf diesem Planeten gefährden und verschlechtern. Und er übt uns, auf dem Weg des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit die Schritte zu gehen, die wir lieber früher als später ohnehin gehen müssen, wenn wir die drastischen Einbußen an Lebensqualität vermeiden wollen, die einigen von uns derzeit offenbar als Peanuts vorkommen, wenn sie wieder mal tanken müssen.